Erste gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen rund um Chemie-KV
KV-Abschluss der chemischen Industrie unter Inflationsrate nicht akzeptabel – öffentliche Betriebsrät:innenkonferenz in Kundl soll Druck erhöhen
Derzeit verhandeln die Gewerkschaften GPA und PRO-GE den Kollektivvertrag der chemischen Industrie. Das aktuelle Angebot der Arbeitgeber:innenseite liegt bei nur durchschnittlich 4,61 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung. „Völlig inakzeptabel“ heißt es von Seiten der Gewerkschaften – liegt doch die rollierende Inflation bei 6,33 Prozent. Bei einer öffentlichen Betriebsrätekonferenz mit anschließender Kundgebung vor den Toren der Firmen Novartis und Sandoz in Kundl am 27.05.2024 verleihen die Beschäftigten ihrem Unmut Ausdruck.
„Wir verhandeln den Kollektivvertrag der chemischen Industrie für rund 50.000 Beschäftigte in ganz Österreich. Die Tiroler Standorte der Firmen Novartis und Sandoz sind die größten Produktionszentren der global tätigen Unternehmen und somit zwei der wichtigsten Arbeitgeber:innen in der Region. Ein fairer Abschluss ist nicht nur dringend notwendig, sondern auch eine Form der Wertschätzung für die wertvolle und wichtige Arbeit der Beschäftigten dieser Branche“, sind sich Harald Schweighofer, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA Tirol und Thomas Giner, Landesgeschäftsführer der PRO-GE Tirol einig. Nachdem die Verhandlungen nach sechs Runden ins Stocken geraten, laden die beiden Gewerkschaften am 27.05.2024 ab 14:00 Uhr zur öffentlichen Betriebsrät:innen-Konferenz vor den Toren der Firmen Novartis und Sandoz Kundl. Eine anschließende Kundgebung mit öffentlichem Demozug bekräftigt die gewerkschaftlichen Forderungen.
KV-Abschluss unter Inflationsrate undenkbar
Die nächste Verhandlungsrunde ist für 6. Juni angesetzt, bis dahin kommt es österreichweit zu ersten gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen. Martin Lindenberger, Betriebsrat der Firma Novartis und Mitglied im KV-Verhandlungsteam, ordnet die aktuelle Situation ein: „Wir haben in den letzten Wochen hart verhandelt, aber die Arbeitgeber:innenseite ist uns kaum entgegengekommen. Dieses Verhalten ist inakzeptabel und gleicht einer Verhöhnung aller Beschäftigten in der chemischen Industrie! Es ist nicht nachvollziehbar, warum gerade unsere Branche im Unterschied zu allen anderen keinen Abschluss an der Inflationsrate erzielen sollte.“
Die KV-Verhandlungen orientieren sich immer an der rollierenden Inflation des vergangenen Jahres. „Die Arbeitnehmer:innen bekommen die Inflation über den Kollektivvertrag immer erst im Nachhinein abgegolten, das heißt, sie hinken der Teuerung ohnehin schon hinterher. Jetzt damit zu argumentieren, dass die gesteigerten Personalkosten aufgrund der gestiegenen Preise ganze Firmen in wirtschaftliche Notlagen stürzen, ist aus unserer Sicht unseriös und schlichtweg unwahr. Wir kämpfen weiterhin für faire Löhne und Gehälter und einen KV-Abschluss, mit dem sich die Beschäftigten ihr Leben wieder leisten können!“, bekräftigen Schweighofer und Giner unisono.