„Es reicht!“ Über 5.000 bei Wiener Kindergarten-Protest
Beschäftigte fordern kleinere Gruppen, mehr Personal, bezahlter Vorbereitungszeit - Betriebsversammlungen "nur unterbrochen"
Es war ein bunter und lautstarker Protest der Beschäftigten der privaten Wiener Kindergärten und Horte. Über 5.000 sind zur Betriebsversammlung in den Wiener Votivpark gekommen. Unterstützt wurde die Kundgebung von der Gewerkschaft GPA. Die Beschäftigten kamen von Wiener Kinderfreunden, Kinder in Wien (KIWI), St. Nikolaus-Stiftung, der Diakonie und einigen kleineren privaten Trägern.
Historischer Moment
"Das ist ein historischer Moment, Schluss ist mit den braven Tanten", rief Karin Wilfingseder von der GPA Themenplattform Elementar-, Hort und Freizeitpädagogik. in die Menge. Zum ersten Mal würden von den Privatkindergärten Betriebsversammlungen während der Arbeitszeit abgehalten, man lasse sich nicht mehr entlang der Trägerorganisationen auseinanderdividieren. Schon für 2020 seien Betriebsversammlungen im öffentlichen Bereich geplant gewesen, die Pandemie habe das letztlich verhindert.
Protest geht weiter
Nur den aktuellen Zusammenschlüssen und der Mobilisierung sei es zu verdanken, dass vergangene Woche eine Neuverhandlung der 15a-Vereinbarungen mit den Ländern zu den Kindergärten angekündigt wurden und am gestrigen Montag die Stadt Wien die Verdoppelung der Assistenz-Stunden in den Kindergartengruppen von derzeit 20 auf 40 Stunden ab September 2022 angekündigt habe. Doch das sei nicht genug, "wir haben noch viel Eskalationspotenzial", so Karin Samer, Betriebsratsvorsitzende der Wiener Kinderfreunde. Diese Betriebsversammlungen seien "nur unterbrochen", wurde betont. Der Protest geht weiter.
Schon seit Jahren wird in den elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen über schwierige Rahmenbedingungen geklagt. Und das, wie die Rednerinnen bei der Demonstration betonten, bundesweit, auch wenn die Kindergärten Ländersache sind und sich die Regelungen dementsprechend von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.
Schluss mit dem Reden
Der Tenor: Die Gruppen sind zu groß und zu wenige Pädagoginnen und Pädagogen pro Kind vorgesehen, um die Kinder nicht nur zu beaufsichtigen, sondern tatsächlich bei ihren Bildungsprozessen zu begleiten. In Wien fehle zudem eine bezahlte Vorbereitungszeit der Pädagoginnen. Die Folge: Obwohl eigentlich genug junge Menschen die Ausbildung abschließen, um im Kindergarten zu arbeiten, geht ein guter Teil gar nicht in den Beruf oder verlässt ihn schon bald wieder. Es gibt zu wenig Personal, gefordert wird deshalb auch eine Ausbildungsoffensive.
„Jetzt muss Schluss sein mit dem Reden, wir wollen endlich Taten sehen“, bringt es der Geschäftsführer der GPA Wien, Mario Ferrari auf den Punkt. „Es sei erfreulich, dass die Stadt Wien erste konkrete Maßnahmen setzt. Es braucht aber mehr. Wir brauchen endlich einheitliche Rahmenbedingungen und mehr Ressourcen, da ist jetzt auch die Bundesregierung gefordert!“
Übermorgen gehen die Proteste weiter: Für diesen Tag haben die Gewerkschaften younion, vida, GPA und der ÖGB eine Demonstration ab 8 Uhr am Wiener Minoritenplatz aufgerufen.