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Unbezahlte Arbeit macht uns sauer!

ENDLICH DIE GEHALTSSCHERE SCHLIESSEN - AM EQUAL PAY DAY AM ersten November 2024

Ab dem 1. November beginnt für Frauen in Österreich symbolisch gesehen die „Gratisarbeit“, da sie ab diesem Tag bis Jahresende statistisch gesehen unbezahlt arbeiten.

Der Grund: Vollzeitbeschäftigte Frauen verdienen im Schnitt 16,6 Prozent weniger als Männer. Das macht rund 9.820 Euro weniger im Jahr – oder anders gesagt, 61 Tage ohne Bezahlung.

Im Vergleich zu 2023 ist der Wert um magere 0,3 Prozentpunkte gesunken, im letzten Vierteljahrhundert um nur 3 Prozentpunkte. Das heißt: Setzt sich diese Entwicklung wie  bisher fort, wird es voraussichtlich erst in 300 Jahren zu Einkommensgleichheit in Österreich kommen.

Woran liegt das? Der „Gender Pay Gap“ hat viele Ursachen. Er entsteht nicht allein dadurch, dass Berufe mit hohem Frauenanteil häufig schlechter bezahlt sind. Auch in männerdominierten Berufen bekommen Frauen weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. In technischen und naturwissenschaftlichen Berufen ist der Gender Pay Gap besonders groß.

Care-Arbeit als Grund für Teilzeit

Die Realität vieler Frauen in der Arbeitswelt ist oft von ungewollter Teilzeitarbeit geprägt. Care-Arbeit – von Kinderbetreuung über Pflege von Angehörigen bis hin zur Hausarbeit – wird oft noch immer als Aufgabe von Frauen gesehen. das führt dazu, dass viele Frauen keine andere Wahl haben als ihr Arbeitszeit zu reduzieren, um die Herausforderungen der unbezahlten Care-Arbeit zu bewältigen.

Rund 50 Prozent der Frauen arbeiten in Teilzeit. Bei Müttern mit Kindern unter 15 Jahren steigt dieser Anteil sogar auf drei Viertel. Der Teilzeitanteil bei den Männern liegt nur bei 13 Prozent.

Bezieht man auch die Teilzeit in die Berechnung des Gender Pay Gaps mit ein, führt das zu einer eklatanten geschlechtsspezifischen Einkommenslücke von 35 Prozent und damit 128 Tagen unbezahlter Arbeit pro Jahr. Und das hat enorme Auswirkungen: Siebenhundertachtundfünfzigtausendeinhundertdreiundfünfzig Euro hat eine Frau im Durchschnitt weniger an Einkommen durch Arbeit und Pension übers ganze Leben verteilt.

Mit fast 40 Prozent ist die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen der häufigste Grund für Teilzeitbeschäftigung bei Frauen in Österreich. Diese hohe Zahl spiegelt die nationalen politischen Rahmenbedingungen wider, denn Österreich gehört zu den europäischen Staaten (neben Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden), in denen Teilzeitarbeit das gängigste Modell zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie darstellt.

Teilzeit ist weiblich

Eine Darstellung des Momentum Instituts aus dem Jahr 2023 zeigt: Die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen mit Öffnungszeiten, die mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbar sind, hat unmittelbare positive Auswirkungen auf die beruflichen Möglichkeiten von Frauen.

Wenn Frauen Zugang zu geeigneten Betreuungsplätzen haben, können sie eher eine Vollzeitstelle annnehmen. Die Schaffung solcher Rahmenbedingungen ist daher entscheidend für eine gerechtere Verteilung von beruflichen Chancen und finanziellen Ressourcen zwischen Männern und Frauen. In Wien sind 71 Prozent der Kinderbetreuungseinrichtungen mit einer Vollzeitstelle vereinbar, die Teilzeitquote bei Frauen ist mit rund 45 Prozent bundesweit die niedrigste, und auch der Gender Pay Gap hat den niedrigsten Wert

Mit fast 40 Prozent ist die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen der häufigste Grund für Teilzeitbeschäftigung 

Qualitätvolle Kinderbildung und Vollzeitjobs

Wie fair bezahlte und unbezahlte Arbeit verteilt ist hängt auch damit zusammen, ob es Kinderbetreuungseinrichtungen gibt die Öffnungszeiten haben, die mit Vollzeit vereinbar sind. Ein Ausbau ganztägiger und kostenloser Kinderbildungseinrichtungen trägt dazu bei, dass Frauen Vollzeit arbeiten können. Auch das sorgt dafür, dass sich der Gender Pay Gap, also die geschlechtsspezifische Einkommenslücke, schließt.

Ob Kinderbetreuungseinrichtungen Vollzeitbeschäftigung der Eltern möglich machen, hängt von mehreren Kriterien ab:

  • Mindestens 40 Stunden wöchentliche Öffnungszeit und mindestens acht Stunden täglich.
  • An mindestens vier Tagen in der Woche muss die Einrichtung bis 17 Uhr geöffnet sein.
  • Ein Mittagessenangebot.
  • Maximal 5 Wochen im Arbeitsjahr geschlossen.

 

Diesen VIF Kriterien – die Abkürzung steht für Vereinbarkeitsindikator Familie und Beruf – entsprechen viel weniger als die Hälfte, rund 38% der Kinderbildungseinrichtungen in Österreich und sind damit vollzeittauglich.

Equal Pay Days in den Bundesländern: 03. Oktober bis 21. November 2024

Die Anzahl der Tage, an denen man als Frau „gratis“ arbeitet, hängt also auch davon ab, in welchem Bundesland man lebt. In Vorarlbergerinnen müssen mit 86 Tagen am längsten „gratis“ arbeiten, während es im Burgenland 57 und in Wien sogar „nur“ 40 Tage sind.

  • Equal Pay Day Vorarlberg: 07.10.2024
  • Equal Pay Day Oberösterreich: 17.10.2024
  • Equal Pay Day Tirol: 21.10.2024
  • Equal Pay Day Salzburg: 24.10.2024
  • Equal Pay Day Steiermark: 25.10.2024
  • Equal Pay Day Niederösterreich: 31.10.2024
  • Equal Pay Day Kärnten: 30.10.2024
  • Equal Pay Day Burgenland: 05.11.2024
  • Equal Pay Day Wien: 22.11.2024

Wie können wir die Gehaltsschere schließen?

Lohntransparenz und Einkommensgerechtigkeit!
Wir fordern eine ambitionierte Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie – nur so kommen wir dem Ziel der Einkommensgerechtigkeit näher

Angleichung der Einkommensniveaus!
Das Lohnniveau von Branchen, in denen vorwiegend Frauen beschäftigt sind, muss an jenes in männerdominierten Branchenangeglichen werden

Care-Arbeit gerecht verteilen!
Die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit lässt Frauen viel weniger Zeit für bezahlte Arbeit. Das bedeutet geringere Einkommen und später niedrigere Pensionen

Kürzere Arbeitszeiten für alle!
Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich führt zur Reduzierung der Teilzeit bei Frauen und zur besseren Vereinbarkeit von unbezahlter und Erwerbsarbeit

Flächendeckende, ganztägige Kinderbetreuung!
Ein umfassendes Netzwerk von Kinderbetreuungseinrichtungen, die kostenlos und ganztägig geöffnet sind, ist unerlässlich, um Frauen mit Betreuungspflichten den Zugang zu Vollzeitbeschäftigung und Karrierechancen zu ermöglichen

Millionärssteuer jetzt!
Eine Millionärssteuer könnte einen gewaltigen Beitrag für die Gleichstellung in unserer Gesellschaft leisten, z. B. durch den Aufbau eines flächendeckenden, ganztägigen und kostenlosen Angebots an Kinderbetreuungseinrichtungen und Investitionen in Qualifizierung und Ausbildung

Chancen der EU-Lohntransparenzrichtlinie

Die EU hat die Lohntransparenzrichtlinie eingeführt, um den Grundsatz des gleichen Entgelts für Männer und Frauen bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit zu stärken. Diese Richtlinie, die im Juni 2023 in Kraft trat, soll bis Juni 2026 in nationales Recht umgesetzt werden. Arbeitgeber:innen sind dann verpflichtet, Maßnahmen zur Sicherstellung gleicher Bezahlung zu ergreifen, sowie Informationen über Entgelte und Kriterien zur Festlegung der Bezahlung bereitzustellen. Bei festgestellten Lohnunterschieden von über 5 Prozent müssen Unternehmen in Zukunft Maßnahmen zur Entgeltbewertung erarbeiten. Die Beweislast soll die Arbeitgeber:innen treffen, sodass diese nachweisen müssen, dass keine unmittelbare oder mittelbare Entgeltdiskriminierung vorliegt. 

Was kann ich als Betriebsrat oder Betriebsrätin tun?  REDEN, REDEN, REDEN

Lohntransparenz beginnt auch damit, dass die Löhne und Gehälter kommuniziert werden. Weiß ich, was meine Kollegen und Kollleginnen verdienen, ist eine Ungleichbehandlung schwieriger. Auf betrieblicher Ebene können Betriebsrät:innen auf die Chanchengleichheit und ein Ende des Gender Pay Gap einwirken.

·         Mit den Überwachungsrechten des Betriebsrates im § 89 ArbVG haben Betriebsrät:innen Einblick in die geführten Aufzeichnungen über die Bezüge der Arbeitnehmer:innen. Lassen sich Einkommensunterschiede nicht erklären, können sie das aufzeigen.

·         Unternehmen mit mehr als 150 Beschäftigten haben die gesetzliche Pflicht zur Erstellung des Einkommensberichts (§11a Gleichbehandlungsgesetz). Die Toolbox Einkommensbericht soll daher Inspirationen liefern, wie ein aussagekräftiger Einkommensbericht erstellt werden kann, wie Betriebsräte diesen gemeinsam im Unternehmen analysieren und kommunizieren können, und wie man ihn für weitere Maßnahmen nutzen kann.

·         Die GPA unterstützt Betriebsräte mit einer Muster-Betriebsvereinbarung über Maßnahmen der betrieblichen Frauenförderung sowie Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Betreuungspflichten und Beruf. Kontaktiere dazu bitte deinen betreuenden Sekretär oder deine betreuende Sekretärin. Danke! 

ICH MACH MICH STARK - Für eine faire Bezahlung

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