Belastungsgrenze für Handelsangestellte ist erreicht
Gewerkschaft GPA fordert Sicherheitsgipfel
Aggressive Kunden, Überlastung, Personalmangel und mangelnde Wertschätzung, sowie fehlenden Respekt der Kunden gegenüber unseren Kolleginnen und Kollegen sind die größten Probleme, das zeigen die Ergebnisse einer Befragung der GPA unter Handelsangestellten. Es ist nicht übertrieben aufgrund der aktuellen Lage von einer Gefährdung der sicheren Versorgung zu sprechen. Dem großen Zusammenhalt der Beschäftigten ist es vielerorts zu verdanken, dass der Betrieb weiter aufrechterhalten werden kann.
Die Situation ist insbesondere im Lebensmittelhandel sehr angespannt. Das Thema Sicherheit ist seit Beginn der Pandemie besonders wichtig. Zahlreiche Maßnahmen dienen dem Schutz vor einer Infektion der KonsumentInnen und der Beschäftigten. 72% der BefragungsteilnehmerInnen fühlen sich durch die gesetzten Maßnahmen geschützt. Doch fast jede dritte sieht Versäumnisse und hat kein gutes Gefühl im Handel zu arbeiten.
Am wichtigsten ist für die Handelsangestellten die FFP2 Maskenpflicht für Kunden und sämtliche Maßnahmen, die für mehr Hygiene und Abstand sorgen. Auch die Beschränkung der Öffnungszeiten wird als besonders wichtige Maßnahme gesehen.
Belastungsgrenzen sind erreicht
Der Handel ist zweigeteilt. Zum einen gibt es Kurzarbeit und einen immer ausgeprägteren Sparkurs in vielen Betrieben, der viele Beschäftigte verunsichert und um ihre Arbeitsplätze zittern lässt. Zum anderen ist die Arbeitsbelastung im systemrelevanten Handel kaum noch zu ertragen. Viele Beschäftigte schildern , dass sie am Ende ihrer Kräfte sind.
Nur dem großen Zusammenhalt der Belegschaft ist es zu verdanken, dass Überbelastung, personelle Unterbesetzung und aggressive, ungehaltene Kunden ertragen werden. In Summe kein gutes Bild für den Handel und nicht einladend für neue MitarbeiterInnen. Nur wenige können sich auf zuverlässige Arbeitszeiteinteilung und sichere Urlaubsplanung verlassen.
Das Image des Handels leidet massiv, obwohl in den letzten Jahren zahlreiche Schritte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen gesetzt wurden. Es liegt nun an den Arbeitgebern auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu schauen und auch ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen.
Die Bundesregierung verunsichert mit einem Fleckerlteppich an Maßnahmen für oft nicht mehr nachvollziehbare Regelungen große Teile der Bevölkerung. Die Wut und die Frustration der KonsumentInnen entlädt sich immer öfter auch in den Geschäften und die Sicherheit der Beschäftigten kann vielerorts nicht mehr gewährleistet werden.
GPA fordert Sicherheitsgipfel
Die Wirtschaftskammer und die Bundesregierung sind aufgefordert, rasch mit uns in Verhandlungen einzutreten, um die Situation für die Handelsangestellten zu verbessern. Wir fordern einen Sicherheitsgipfel für den Handel.
Konkret fordern wir:
- Kontrollen der Coronamaßnahmen mit eigenem Sicherheitspersonal, um die Beschäftigten zu entlasten und zu schützen
- Vorrangige Versorgung der Handelsangestellten mit Impfstoff
- Die Aufstockung der ausgedünnten Personaldecke im Lebensmittelhandel
- Abgeltung der großen Flexibilität der Beschäftigten bei der Aufrechterhaltung der Betriebe in einem Zusatzkollektivvertrag. Die geleistete Arbeit muss auch am Ende des Monats bezahlt werden.
- keine Durchrechnung der Mehrarbeit
- Erhöhung des Mehrarbeitszuschlages
- Übernahme der Fahrtkosten und Bezahlung der Wegzeiten bei Aushilfe in anderen Filialen
- Sofortige Freistellung aller schwangeren Handelsangestellten, die durch den ständigen Kundenkontakt einem großen Risiko ausgesetzt werden
- Übernahme der Kosten für psychologische Hilfe oder Supervision durch die Arbeitgeber
- Aussetzen der Tourismusregelungen zur Sonntagsöffnung in den Bundesländern solange die Beherbergungsbetriebe geschlossen sind
Die Handelsangestellten haben die Menschen in Österreich während der ganzen Zeit mit den Produkten des täglichen Bedarfs versorgt und sind täglich fast 12 Stunden für uns alle da.
Sie haben sich Respekt verdient und ein Arbeitsumfeld indem ihre Leistung geschätzt und korrekt bezahlt wird.