Handelsangestellte verdienen mehr Respekt
Gemeinsam mit der Arbeiterkammer präsentierte die Gewerkschaft GPA am 15. Dezember eine IFES Studie zu den Arbeitsbedingungen Im Handel während der Pandemie.
Hauptergebnis der Studie: Die letzten Jahre waren für die Beschäftigten im Handel alles andere als einfach. Insbesondere im Lebensmittelhandel waren Belastung und Arbeitsdruck enorm.
„Aktuell haben wir im Handel 20.000 offene Stellen. Stress und Arbeitsdruck aufgrund von Personalknappheit sind die Hauptprobleme, die wir aktuell direkt von den Betroffenen kommuniziert bekommen“, sagt GPA-Vorsitzende Barbara Teiber.
Jetzt kommt die Teuerungskrise hinzu. Die Frage, wie man mit dem Einkommen ein Auskommen findet, ist insbesondere für Handelsangestellte ein zentrales Thema. Die Sorge, wie man die Energierechnung oder die Miete begleichen kann, stellt einen enormen psychischen Druck dar, der zum Arbeitsstress noch hinzukommt.
KV-Runde: Selbstbewusstsein steigt
Zu den zurückliegenden KV-Verhandlungen sagt Teiber: „Waren die KV-Runden in der Pandemie schon außergewöhnlich, so stellte uns die Teuerung vor enorme Herausforderungen."
Noch nie gab es in dieser Branche eine derartig hohe Beteiligung an gewerkschaftlichen Maßnahmen, noch nie war die Bereitschaft so groß, sich an Kampfmaßnahmen bis hin zum Streik zu beteiligen. In allen Betriebsversammlungen hatten wir einstimmige Beschlüsse für Warnstreiks. Diese Erfahrungen rücken ein landläufiges Bild zurecht: Die Beschäftigten im Handel sind keine Menschen, die sich passiv in ihr Schicksal ergeben. Immer mehr sind bereit, selbstbewusst für ihre Rechte und ihren Kollektivvertrag zu kämpfen.
Für Junge attraktiver machen
Worum es auch geht, ist neben dem Gehalt auch die Rahmenbedingungen der Branche so zu verbessern, dass sie insbesondere auch für junge Menschen attraktiver wird. Insgesamt müssen die Arbeitszeiten planbarer werden. Die Diensteinteilung muss früher erfolgen. Die gesetzlich vorgeschriebenen Vorankündigungszeiten müssen eingehalten werden.
Für viele Handelsangestellte ist eine 6-Tage-Woche Realität. Derzeit ist es im KV so geregelt, dass 2 halbe Tage in der Arbeitswoche frei sein müssen, wenn am Samstag gearbeitet wird. Es sollte jedenfalls ein ganzer Tag frei gegeben werden, dass die Handelsangestellten auch eine 5-Tage-Woche gesichert haben, wie es für den Großteil der Beschäftigten Normalität ist.
Die Frage, wie man mit dem Einkommen ein Auskommen findet, ist insbesondere für Handelsangestellte ein zentrales Thema.
Der Handel ist eine Branche mit hohem Teilzeitanteil. Häufig wird die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit überschritten. Deshalb muss es auch bei Teilzeit einen 50-prozentigen Zuschlag schon ab der ersten Stunde Mehrarbeit geben. Leider häufig üblich im Handel: Die Beschäftigten arbeiten ein paar Stunden, dann folgt eine lange unbezahlte Pause, dann wird noch einmal ein paar Stunden gearbeitet. So ist ein Familienleben kaum möglich. Diese Praxis soll geändert werden.
Auch im Handel kommt nur weiter, wer sich regelmäßig weiterbildet. Berufliche Weiterbildung in der Arbeitszeit muss auch für Teilzeitangestellte möglich werden. Ziel ist ein Recht für ArbeitnehmerInnen auf eine Woche Weiterbildung pro Jahr in der bezahlten Arbeitszeit. Auch die leichtere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche würde die Attraktivität der Branche steigern. Gerade im Handel haben immer weniger eine durchgängige Berufskarriere beim gleichen Arbeitgeber als Basis für eine 6. Urlaubswoche.
Mehr Respekt!
Teiber ist überzeugt: „Der Großteil der Beschäftigten übt diesen Beruf mit Freude und viel Engagement aus. Das funktioniert aber nur, wenn diesem Beruf auch der nötige Respekt entgegengebracht wird. Zum Respekt gehört ganz wesentlich eine ordentliche Bezahlung! Dazu gehören Arbeitsbedingungen, die Freizeit und Familie ermöglichen und nicht krank machen. Und dazu gehört auch Respekt im tagtäglichen Umgang miteinander. Das betrifft Arbeitgeber aber auch KundInnen.“