Handelsangestellte verdienen Respekt
Stress, Angst und Überlastung, aber auch Aggression und sogar Gewalt sind beruflicher Alltag
Handelsangestellte sind im beruflichen Alltag oft mit Stress, Angst und Überlastung, aber auch mit Aggression und sogar Gewalt konfrontiert. Das reicht von scheinbar harmlosen "Hänseleien" bis hin zu schwerwiegenden tätlichen Übergriffen. Und wenn man nicht selbst betroffen ist, so kann man doch Zeuge derartiger Vorfälle werden.
Dringender Handlungsbedarf
Bei einer Befragung durch das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) zum Thema Gewalt am Arbeitsplatz im Burgenland 2017 zeigen die Ergebnisse des Handels den dringenden Handlungsbedarf:
- 25% wurden selbst schon angeschrien oder eingeschüchtert
- 22% wurden an ihrer Arbeitsstelle schon beschimpft oder beleidigt
- 10% wurden schon mal bedroht, eingeschüchtert oder waren Opfer von Psychoterror
- 42% der Beschäftigten haben derartige Vorfälle an ihrer Arbeitsstelle wahrgenommen bzw. beobachtet.
- Herumschreien wird von 53%, Beschimpfungen oder Beleidigungen werden von 40% der Beschäftigten jedenfalls als Gewalt betrachtet
- Auslöser für Gewalt am Arbeitsplatz sind aus Sicht der Handelsangestellten:
- Steigender Arbeitsdruck (90%)
- Zunehmende Rücksichtslosigkeit bzw. Gewaltbereitschaft (91%)
- Schlechter Führungsstil (91%)
- Zu wenig Personal (73%) - Jede 5 Angestellte kann die psychischen Anforderungen in der Arbeit weniger gut bewältigen
Auch Berichte vieler BetriebsrätInnen und Beschäftigter bestätigen das. Die Situation ist in manchen Geschäften extrem angespannt. Arbeitgeber begegnen Gewalt am Arbeitsplatz unterschiedlich, meist zu zögerlich.
Beschimpfungen, Bedrohungen oder Belästigung
"Ein starkes Nervenkostüm müssen wohl viele Handelsangestellte mitbringen. Denn Beschimpfungen, Bedrohungen oder Belästigung stehen in einigen Teilen Österreichs auf der Tagesordnung", fasst Anita Palkovich, KV-Verhandlerin im Handel die Berichte der BetriebsrätInnen zusammen. "Ein Blitzdiebstahl (Griff in die Kassa) oder ein Ladendiebstahl kommt öfter vor als gedacht. Diese Vorfälle stellen für viele Beschäftigte eine Gefährdung dar und sind sehr belastend", erklärt Palkovich weiter.
"Je mehr sich die Kunden hinter Anonymität verstecken können, desto niedriger ist die Hemmschwelle gegenüber den Beschäftigten“, zeigt sich Martin Müllauer angesichts der Entwicklung besorgt. „Es braucht neben präventiven Maßnahmen rasche unbürokratische Hilfe für Handelsangestellte. Und vor allem braucht es mehr Respekt!"
Info zu Gewalt am Arbeitsplatz
Die Internationale Arbeitsorganisation ILO beschreibt Gewalt am Arbeitsplatz als "jede Handlung, Begebenheit oder von angemessenem Benehmen abweichendes Verhalten, wodurch eine Person im Verlauf oder in direkter Folge ihrer Arbeit schwer beleidigt, bedroht, verletzt, verwundet wird."
Darin sind sowohl Übergriffe Dritter mit gesundheitlicher (körperlicher und psychischer) Schädigung, als auch Übergriffe von KollegInnen oder Vorgesetzten enthalten. Zu unterscheiden sind externe und interne Gewalt. Externe Gewalt wird von KundInnen, PatientInnen, KlientInnen ausgeübt. Interne Gewalt wird durch KollegInnen, Vorgesetzte oder dem Management verursacht.