Metaller-KV: ÖGB erteilt Streikfreigabe!
Die vierte Verhandlungsrunde findet am 3. November statt
Die Herbstrunde 2022 hat am 19. September mit der Forderungsübergabe für die Kollektivvertragsverhandlungen in der Metallindustrie an alle Arbeitgeberverbände begonnen. Das Verhandlungsteam deiner Gewerkschaft GPA gemeinsam mit der Produktionsgewerkschaft PRO-GE fordert für die rund 200.000 Beschäftigten unter anderem kräftige Lohn- und Gehaltserhöhungen, eine deutliche Anhebung der Lehrlingseinkommen, die Einführung eines Zuschlags für Samstagsarbeit, die Anhebung des Überstundenzuschlages für die 10. Arbeitsstunde und eine leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche. Der neue Kollektivvertrag soll mit 1. November gelten.
Arbeitgeber bieten 4,1 Prozent auf IST-Gehälter, keine Erhöhung für KV-Gehälter
Bei der bereits dritten Verhandlungsrunde am 24. Oktober erhöhten die Arbeitgeber ihr Angebot nicht. Sie bleiben bei einem Angebot von 4,1 Prozent Erhöhung auf IST-Gehälter und keiner Erhöhung der KV-Gehälter, also der Mindestgehälter, der Gehälter von Zeitarbeiterinnen und -arbeiter.
ÖGB erteilt Streikfreigabe
Der ÖGB hat der Gewerkschaft GPA und der Gewerkschaft PRO-GE die Streikfreigabe erteilt. Am 2. November treffen vor der entscheidenden Verhandlungsrunde Betriebsrätinnen und Betriebsräte bei einer österreichweiten Konferenz zusammen, um sich für den möglichen Arbeitskampf abzustimmen.
Die Kollektivvertragsverhandlungen für die 200.000 Beschäftigten in der Metallindustrie gehen nächste Woche in eine entscheidende Phase, wenn am 3. November die vierte Verhandlungsrunde mit dem größten Arbeitgeberverband der Branche, dem Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI), stattfindet. Bei einem weiteren Scheitern der Verhandlungen werden ab 7. November Warnstreiks in der gesamten Metallindustrie durchgeführt.
Bereits in der Vorwoche fanden rund 400 Betriebsversammlungen mit über 65.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Diese Betriebsversammlungen können im Falle des Scheiterns der nächsten Runde sofort wieder aufgenommen und in mehrstündige Warnstreiks übergeführt werden.
10,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt
Die Wirtschaftsdaten der vergangenen Monate waren richtig gut, das BIP soll laut Prognosen heuer um 4,3 Prozent steigen und vor allem die Industrie erlebte einen ordentlichen Boom mit vollen Auftragsbüchern. Die Produktion stieg 2021 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 um fünf Milliarden Euro. Das erste Halbjahr 2022 verlief noch einmal besser als im Vorjahreszeitraum. „Die Unternehmen haben sehr viel Geld verdient und diese Rekordergebnisse wurden durch die ArbeitnehmerInnen ermöglicht. Es gibt daher keinen Grund, sich bei den Löhnen und Gehältern zurückzuhalten“, betont Karl Dürtscher, Chefverhandler deiner Gewerkschaft GPA.
Die für die Verhandlungen relevante Inflationsrate liegt bei 6,3 Prozent, deine Gewerkschaft GPA verweist aber zudem auf die noch höheren monatlichen Teuerungsraten der letzten Zeit, die die Einkommen der ArbeitnehmerInnen massiv belasten. Sollte die Inflation auch in den nächsten Monaten steigen, wird der Konsum einbrechen und es droht eine wirtschaftliche Abwärtsspirale. „Es geht jetzt auch darum, die Kaufkraft der Menschen zu stärken. Die Gewerkschaften werden keinen Reallohnverlust zulassen. 10,6 Prozent mehr sind daher eine richtige Forderung“, sagt Karl Dürtscher.
Deutliche Anhebung der Lehrlingseinkommen
Derzeit befinden sich rund 7.900 Lehrlinge in der Metallindustrie in Ausbildung. Ein Lehrling im ersten Jahr erhält in der Metallindustrie 800 Euro, während es beispielsweise in der Elektro- und Elektronikindustrie bereits 1.000 Euro sind. In Anbetracht des anhaltenden Fachkräftemangels fordern die Gewerkschaften daher eine überdurchschnittliche Erhöhung der Lehrlingseinkommen. Die Lehrlingseinkommen sollen in der Metallindustrie auf 1.000 Euro (1. Lehrjahr), 1.300 Euro (2.), 1.600 Euro (3.) und 2.000 Euro (4. Lehrjahr) steigen. Zudem sollen zur Attraktivierung der Lehre mit Matura Kurszeiten als Arbeitszeit angerechnet werden.
Zuschlag für Samstagsarbeit und höherer Überstundenzuschlag für 10. Stunde
Für rund 70.000 Beschäftigte in der Metallindustrie wird die Arbeitszeit mit einem Schichtmodell geregelt. Das bedeutet nicht nur wechselnde Arbeitszeiten oder Arbeiten am späten Abend oder in der Nacht, sondern auch am Wochenende. Während es für Sonntagsarbeit (innerhalb der Normalarbeitszeit von grundsätzlich 38,5 Stunden) einen kollektivvertraglich geregelten Zuschlag von 100 Prozent gibt, ist die geleistete Arbeit an Samstagen ohne Zuschlag. Daher fordern die Gewerkschaften die Einführung eines Samstagzuschlages im Ausmaß von 50 Prozent für die Arbeitsleistung innerhalb der Normalarbeitszeit. Weiters fordern die Gewerkschaften die Anhebung des Überstundenzuschlages für die 10. Arbeitsstunde an einem Tag von 50 auf 75 Prozent und die Aufnahme von Verhandlungen, um das bestehende Entlohnungsschema sowie Dienstreisebestimmungen weiterzuentwickeln.
Leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche
Beinahe niemand bleibt mehr als 25 Jahre beim selben Arbeitgeber. Der Großteil der Beschäftigten wechselt – freiwillig oder gezwungenermaßen – häufiger und nach wenigen Jahren den Job. Die sechste Urlaubswoche ist damit für die meisten unerreichbar. Daher fordern die Gewerkschaften kollektivvertragliche Regelungen, die die Erreichbarkeit für ArbeitnehmerInnen erleichtern.