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„Nicht weil wir wollen, sondern weil wir müssen!“ – in ganz Europa wird gestreikt

Das Jahresende 2024 ist für viele Menschen keine ruhige Zeit. In ganz Europa haben Beschäftigte mit den steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen oder müssen um ihre Jobs fürchten. Zahlreiche Kolleg:innen haben sich nun zusammengeschlossen und setzen klare Zeichen: Es gibt Streik.

Pixabay

Die Streiks umfassen eine Vielzahl von Branchen, von öffentlichen Dienstleistungen bis hin zu großen multinationalen Unternehmen, und sie spiegeln die wachsende Unzufriedenheit mit den bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Ungleichgewichten wider.

Generalstreik in Griechenland

Besonders dramatisch ist die Lage in Griechenland, wo am 20. November ein 24-stündiger landesweiter Generalstreik das öffentliche Leben weitgehend lahmlegte. Tausende Beschäftigte des öffentlichen und privaten Sektors folgten dem Aufruf des Gewerkschaftsbunds GSEE. Die Forderungen umfassen nicht nur Lohnerhöhungen, sondern auch die Wiedereinführung des Rechts auf Kollektivverträge. Die Zahlen sprechen für sich: Zwischen 2015 und 2023 verzeichneten Arbeitnehmer:innen in Griechenland mit 8,3% den größten Reallohnrückgang der EU.

Italien: Proteste gegen Sparpolitik

In Italien organisierten die Gewerkschaften CGIL und UIL am 29. November einen Generalstreik, um gegen Kürzungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und öffentlicher Verkehr zu protestieren. Die Streikenden fordern eine faire Besteuerung von Unternehmensgewinnen, insbesondere von Übergewinnen, sowie Löhne und Pensionen, von denen man tatsächlich leben kann. Die italienische Regierung unter der Rechtspopulistin Georgia Meloni versucht derweil, das Recht auf Demonstrationen und Proteste einzuschränken.

Niederlande: Apotheken blieben geschlossen

Die Entwicklungen in den Niederlanden reihen sich nahtlos in die europaweiten Arbeitskämpfe ein. Die landesweiten Streiks der Apothekenmitarbeiter:innen im November und Dezember verdeutlichen exemplarisch die wachsende Unzufriedenheit der Beschäftigten mit ihren Arbeitsbedingungen und Löhnen. Besonders bemerkenswert ist, dass die Branche zum ersten Mal einen solch umfassenden Streik durchführt, der fast alle Apotheken im Land betrifft.

„Nicht weil wir wollen, sondern weil wir müssen!“, bringen die Verhandlungsführer Ralph Smeets (FNV) und Albert Spieseke (CNV) die Situation auf den Punkt.

Lebenshaltungskosten bringen das Fass zum Überlaufen

Die anhaltend hohen Lebenshaltungskosten treiben viele Haushalte an den Rand ihrer finanziellen Belastbarkeit. Während Preise für Grundbedürfnisse wie Wohnen, Ernährung und Energie weiter steigen, halten die Löhne nicht mit.

Die wirtschaftliche Realität zeigt sich unmittelbar in Wahlkabinen. Wähler:innen unterstützen zunehmend jene politischen Kräfte, die einfache Antworten auf diese Krise versprechen. Nur, die einfachen Antworten gibt es nicht.

Der grüne und digitale Wandel brauchen Sozialpartnerschaft

Der europäischen Gewerkschaftsbewegung ist klar: Weder die vermeintlich einfachen Antworten, noch der Fingerzeig auf Kolleg:innen lösen die großen Herausforderungen, vor denen wir stehen: dem Wandel zum grünen Wirtschaften sowie die Digitalisierung. Vielmehr braucht es die Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die alle Mitarbeiter:innen mitnimmt. Andernfalls droht nicht nur einzelnen Unternehmen, sondern ganzen Wirtschaften Instabilität.

Angebot der Gewerkschaften: Dialog statt Konflikt

Die aktuellen Streikbewegungen in verschiedenen europäischen Ländern sind mehr als nur wirtschaftliche Konflikte. Sie sind der Protest gegen eine Unternehmenskultur, die Mitarbeiter:innen allzu oft als Produktionsfaktoren und nicht als gleichberechtigte Partner:innen wahrnimmt. Wenn Unternehmen Dialog verweigern, Mitbestimmungsrechte ignorieren und echte Verhandlungen auf Augenhöhe vermeiden, provozieren sie genau jene Reaktionen, die sie eigentlich verhindern wollen.

Die Gewerkschaften und Beschäftigten machen deutlich: Gute Zusammenarbeit ist keine Einbahnstraße. Respekt, Transparenz und ernst gemeinte Verhandlungen auf Augenhöhe sind die Grundlage für stabile und produktive Arbeitsbeziehungen.