Gewerkschaft und „Just Transition“: Der VW-Konflikt als Fallbeispiel
Der aktuelle Konflikt bei Volkswagen steht exemplarisch für die Herausforderungen einer sozial gerechten Transformation. Während der Konzern mit Werksschließungen und Massenentlassungen droht, haben IG Metall und Betriebsrat ein alternatives Zukunftskonzept vorgelegt.
Dramatische Ankündigungen des Vorstands
Die Konzernspitze hatte angekündigt, Löhne kürzen, Werke schließen und tausende Beschäftigte entlassen zu wollen. Die Begründung: Man müsse Kosten sparen, um die Transformation zu bewältigen. Die Realität sieht anders aus: Noch 2023 verbuchte der Konzern 23 Milliarden Euro Gewinn. Freilich ist von Sparansagen in der Dividendenausschüttung nichts zu hören.
Gewerkschaften setzen auf Alternative
IG Metall und Gesamtbetriebsrat haben ein Alternativkonzept entwickelt, das Einsparungen von 1,5 Milliarden Euro durch intelligente Arbeitszeitmodelle ermöglicht - ohne Kündigungen und Standortschließungen. „Investitionen in zukunftsweisende Geschäftsfelder müssen gesichert sein. Die Lasten zum Stemmen der Zukunftsinvestitionen dürfen nicht einseitig auf die Beschäftigten abgewälzt werden. Auch Vorstand und Aktionäre sind in der Pflicht, ihren fairen Beitrag zu leisten.““, betont IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger.
Beschäftigte stehen zusammen
Die Mobilisierung ist beeindruckend: Allein in Wolfsburg demonstrierten 38.000 Beschäftigte gegen die Pläne des Vorstands. „Natürlich gilt es, die Gewinnkraft zu erhalten – aber nicht einseitig auf Kosten von Standorten und Beschäftigten“, erklärt Daniela Cavallo, Vorsitzende des VW-Konzernbetriebsrats.
Lehren für andere Branchen
Der VW-Konflikt zeigt beispielhaft, worauf es bei der Transformation ankommt:
- Beschäftigte und ihre Vertretungen müssen von Anfang an eingebunden werden
- Alternativen zu Personalabbau sind möglich und wirtschaftlich sinnvoll
- Starke Mitbestimmung ist der Schlüssel für sozial gerechte Lösungen
Europäische Arbeitnehmer:innen solidarisch
Die Auseinandersetzung hat auch eine europäische Dimension. Kolleg:innen aus VW-Standorten in ganz Europa - von Tschechien bis Italien - unterstützen den Kampf der deutschen Belegschaft. „Wir sind seit gestern hier, um uns als Arbeiterinnen und Arbeiter zu solidarisieren“, erklärt Mario Garagnani aus dem Lamborghini-Werk in Sant’ Agata bei Bologna, der eine Fahne der italienischen Metall-Gewerkschaft FIOM trägt. „Wir arbeiten lange Seite an Seite mit unseren Kolleginnen und Kollegen von der IG Metall zusammen.“
Just Transition braucht starke Gewerkschaften
Der Fall VW macht deutlich: Ohne starke Gewerkschaften und Betriebsräte droht die Transformation zur reinen Kostensenkung zu werden - auf Kosten der Beschäftigten. Als GPA setzen wir uns dafür ein, dass der Wandel sozial gerecht gestaltet wird. Dafür braucht es:
- Echte Mitbestimmung bei Transformationsprozessen
- Investitionen in Innovation, neue Technologien und Qualifizierung
- Faire Verteilung der Transformationskosten
Die nächsten Verhandlungen bei VW im Dezember werden zeigen, ob das Management zu einem sozialpartnerschaftlichen Weg bereit ist. Die Gewerkschaften haben ihre Hausaufgaben gemacht und tragfähige Alternativen aufgezeigt.