KI am Arbeitsplatz: Fortschritt braucht Regeln
Auf der UNI Europa Konferenz in Belfast brachte GPA Wien Vorsitzender Adi Lehner die österreichische Perspektive zur europaweiten Regulierung von KI-Systemen ein: Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen.
„Digitaler Humanismus“: Gemeinsame europäische Standards für den digitalen Wandel
KI verändert Arbeitsprozesse europaweit und erfordert länderübergreifende gewerkschaftliche Antworten. Bei der UNI Europa Konferenz Ende März 2025 in Belfast diskutierten Gewerkschafter:innen aus ganz Europa, wie dieser Wandel fair gestaltet werden kann.
Adi Lehner, Vorsitzender der GPA Wien und Experte für Arbeitsbedingungen im Finanzsektor, betonte in seinem Beitrag das Leitprinzip des „digitalen Humanismus“: KI-Systeme müssen dem Menschen dienen und nicht umgekehrt.
Besonderes Augenmerkt auf europäische Konzerne
Besonders wichtig ist die Rolle von Europäischen Betriebsräten (EBR): Da KI keine nationalen Grenzen kennt und in multinationalen Konzernen meist konzernweit standardisiert eingesetzt wird, müssen EBRs darauf drängen, im Sozialen Dialog Rahmenregelungen auf Konzernebene zu vereinbaren. Noch besser wäre, wenn UNI Europa direkt mit den Konzernen verbindliche Vereinbarungen abschließt, die Mindeststandards über die Grenzen hinweg festlegen.
Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Er fordert eine EU-Richtlinie, die den sozialen Dialog bei der Einführung von KI-Systemen stärkt.
Befragungen zeigen: Hohe Zustimmung für Regulierung von KI am Arbeitsplatz
Die Forderungen der Gewerkschaften und des EWSA werden durch aktuelle Daten der EU-Kommission bestätigt: Eine Umfrage unter 26.000 Personen zeigt eine überwältigende Unterstützung für EU-Maßnahmen zum Schutz von Arbeitnehmer:innen bei der Nutzung von KI:
- 82% der Befragten halten Regeln zum Schutz der Privatsphäre der Beschäftigten für wichtig
- 77% befürworten Regeln zur Einbeziehung der Arbeitnehmer:innen bei der Einführung neuer Technologien
- 75% unterstützen mehr Transparenz bei HR-Entscheidungen unter Einbindung digitaler Technologien
Die Umfrage zeigt auch, dass Menschen in Mitgliedsstaaten mit hoher KV-Abdeckung positiver gegenüber KI eingestellt sind – was OECD-Recherchen bestätigt, wonach Arbeitnehmer:innen eher positive Auswirkungen von KI berichten, wenn es einen Konsultationsprozess mit ihren Gewerkschaften gab.
Europäische Gewerkschaften müssen die digitale Zukunft mitgestalten
UNI Europa verfolgt das Ziel, diese Positionen in die EU-Gesetzgebung zu KI am Arbeitsplatz einzubringen.
Die Diskussion auf der Konferenz verdeutlicht: Nur durch europaweite gewerkschaftliche Zusammenarbeit kann der technologische Fortschritt so gestaltet werden, dass er allen Beschäftigten in Europa zugutekommt – oder, um an das Konferenzmotto zu erinnern: Real Say, bessere Arbeitsbedingungen!