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Best-Practice-Plattform

Es wurde beschlossen eine Best Practice Beispiel Sammlung von Aktionen und Initiativen zur Vermeidung des Klimawandel bzw. der Zukunftssicherung der Betriebe durch Betriebsräte zu etablieren. Dafür bitten wir euch, uns eure Maßnahmen und Ideen zu schicken!

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Nachlese zum Klimaforum 2022

Am 22. Juni 2022 fand das erste GPA Klimaforum statt. Gemeinsam mit über 40 KollegInnen haben wir uns dort mit den Herausforderungen der Dekarbonisierung für deine Arbeit als ArbeitnehmerInnen-Interessenvertretung, als BetriebsrätIn oder als GewerkschafterIn auseinandergesetzt. Diese Veranstaltung folgte einem Bundesvorstand, an dem wir uns bereits mit diesem Thema beschäftigt haben, sowie einer neuen Positionierung im Rahmen des Bundesforums 2021.

Veranstaltungen dazu sollen nun regelmäßig stattfinden. Wir werden uns in den einzelnen Wirtschaftsbereichen dem Thema widmen und einen WB-übergreifenden Austausch und Vernetzung organisieren.

ExpertInnen-Inputs und Präsentationen

"Warum müssen wir rasch aus fossilen Energien aussteigen? Wie müssen wir die Wirtschaft umbauen?“

Den Anfang machte Prof. Karl Steininger von der Uni Graz. Er zeigt eindrücklich, wie sehr die CO2 Konzentration in der Atmosphäre erhöht und wie sehr die Erderwärmung schon vorangeschritten ist. Österreich ist als Binnenland sogar von einem überproportionalen Temperaturanstieg betroffen. Er führte aus, welche Folgen drohen, wenn es nicht gelingt, die Erderwärmung auf 1,5 bis 2 Grad zu begrenzen. Wir müssen die Emissionen sehr rasch und stark senken. Nur frühes Handeln kann substantielle Schäden vermeiden. Die dafür nötigen Technoligen und Innovationen gibt es. Wir müssen in zukunftsfähige nachhaltige Strukturen investieren. 

Univ.-Prof. Dr. Karl W. Steininger

Universität Graz - Wegener Center, Professor für Klimaökonomik und Nachhaltige Transition


„Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität in Österreich“

 

Christoph Streissler von der AK-Wien streift in seinem Vortrag drei Dimensionen des Wandels: Technologie, Strategie/Politik und Soziales. Er erläutert die Herausforderung des, um die Klimaziele zu erreichen, notwendigen totalen Umbaus des Energiesystems bzw. Ausbau der Energieeffizienz, stellt die mangelnde Entschlossenheit der politischen Entscheidungsträger dar und schließt mit Fragestellungen Rund um das Themengebiet Just Transition/gerechter Wandel ab. Seiner Einschätzung nach wird es notwendig sein unser aktuelles Wirtschaftssystem - das kapitalistische Akkumulationssystem zu überwinden.

Dr. Christoph Streissler

AK Wien, Abteilung Umwelt und Verkehr


"Welche Unterstützung für Unternehmen stehen zur Verfügung“

 

Theresia Vogel präsentiert als letzte Vortragende des Vormittags die Förderschwerpunkte des Energie- und Klimafonds. Sie weist darauf hin, dass Unternehmen eine Vielzahl von weiteren Fördermöglichkeiten in Österreich zur Verfügung stehen und sich Betriebsräte jederzeit mit Fragen oder Ideen an sie wenden können. Die Transformation unseres fossilen Wirtschaftssystems ist international bereits voll im Gange.

Österreich könne seine Innovationskraft nur dann beibehalten, wenn es die Weichenstellungen jetzt dafür setzt und sich nicht nur auf Erfolge in der Vergangenheit ausruht. Sie plädiert für ein solidarisches Miteinander statt konservativen Konkurrenzdenkens. Alle Institutionen und Wirtschaftstreibende sollen zusammen die Zukunft gestalten und sich nicht in ihren ideologischen Wertvorstellungen einzementieren während international Fakten geschaffen werden. 

DIin Theresia Vogl

Klima- und Energiefonds, Geschäftsführerin


"Beschäftigungspotentiale und arbeitsmarktpolitische Instrumente mit Fokus auf Transformation der Ökonomie zur Klimaneutralität“

Michaela Neumann von der AK-Wien eröffnete die Nachmittagseinheit mit einem Appell an die Verantwortung der Betriebsrätinnen und Betriebsräte bei der Bewältigung der Klimakrise. Denn diese soll auch in der BetriebsrätInnenarbeit verankert werden, um die Multiplikatorenrolle auszunutzen und die Belegschaften abzuholen.

Weiters warnt Neumann davor, die Verantwortung für klimaschonende Maßnahmen nur auf den einzelnen Beschäftigten und KonsumentInnen abzuladen, die an deren Entstehung nur geringen Anteil haben. Viel wichtiger sind kollektive und gesetzliche Rahmenbedingungen, die auf die fundamentale Änderung der Rahmenbedingungen in unserer Wirtschaft abzielen. Besonders wichtig ist dafür eine sozial gerechte Arbeitsmarktpolitik, die zukunftsfähige und klimafreundliche Berufe sichtbar macht, aufwertet und die notwendigen Qualifizierungen dafür bereitstellt. Dadurch kann die Klimakrise als soziale Frage des 21. Jahrhunderts auch als Chance genutzt werden, um Verbesserungen für breite Teile der Bevölkerung zu realisieren.


Michaela Neumann, MSc

AK Wien, Arbeitsmarkt und Integration sowie Lektorin an derUniversität Graz


Arbeitsgruppe zur Dekarbonisierung und ihren Auswirkungen auf Branchen und Betriebe

In der Nachmittagseinheit wurde in zwei Arbeitsgruppen die Dekarbonisierung der Wirtschaft und die damit einhergehenden Auswirkungen auf Branchen und Betriebe bearbeitet.

 

Die Auswirkungen sind dabei sowohl zwischen den Branchen als auch zwischen Betrieben innerhalb derselben Branche sehr unterschiedlich.

In der verarbeitenden Industrie gibt es zahlreiche Fragestellungen und Sorgen rund um das Thema Energie und Versorgungssicherheit. Die aktuell extrem hohen Energiepreise beschleunigen hier teilweise den Wandel. Der jahrelange Einsatz einer Reihe von GPA-BetriebsrätInnen um erneuerbare Energien in den Betrieben zu etablieren, ist jetzt in den Fokus vieler Geschäftsführungen gerückt.

 

Daneben gibt es Branchen und Betriebe, die neue Produkte anbieten oder die Geschäftsausrichtung adaptieren und dadurch sogar von der Ökologisierung der Wirtschaft profitieren. Die Batterieerzeugung in der Fahrzeugindustrie nimmt eine besondere Rolle bei dem Wandel für den Standort ein und stellt neue Anforderungen an Qualifikationen von zusätzlichen Fachkräften. Das macht die Wichtigkeit von Weiterbildung und Ausbildung zur Bewältigung der Transformation deutlich.

 

In den Branchen ohne Produktion sind Bemühungen bzgl Dekarbonisierung momentan noch eher bei der Mobilität der Beschäftigten verortet. Betriebliche Angebote von E-Ladestationen, die Zuzahlung zum Klimatickets oder eine betriebliche E-Bike Flotte sind ein Thema. Außerdem geht man davon aus, dass vor allem im Sozialbereich und der Gesundheitsvorsorge viele neue Anforderungen mit dem Klimawandel einhergehen.

 

Es wurde beschlossen eine Best Practice Beispiel Sammlung von Aktionen und Initiativen zur Vermeidung des Klimawandel bzw. der Zukunftssicherung der Betriebe durch Betriebsräte zu etablieren. 


Gewerkschaftliche Branchenarbeit mit Fokus Kollektivvertrag

Auf Branchen- und Kollektivvertrags-Ebene zeigen die Ergebnisse einen klaren Fokus auf die Veränderungen bei der Beschäftigung, welche durch die Transformation bedingt sind. Die stärkere Verankerung von Weiterbildungsmaßnahmen in Kollektivverträgen sowie die Abfederung von Beschäftigungsverlusten stehen dabei im Vordergrund. Hier können ein Anspruch auf Weiterbeschäftigung sowie ein Recht auf Weiterqualifikation sinnvolle Maßnahmen sein.

Ebenfalls wurde eine Verankerung von ökologischen Kriterien inklusive eines Mitspracherechts des Betriebsrates bei allen klimaschutzrelevanten Investitionen gefordert. Darüber hinaus wurden Vorschläge für Anreize zu klimaschonendem Verhalten auf KV-Ebene erarbeitet: Die Bereitstellung des Klimatickets, Förderung von Fahrrädern für den Arbeitsweg sowie finanzielle Anreize dafür können einen Beitrag leisten. Als wichtig festgehalten wurde aber ebenfalls, dass Klimaschutz nicht auf die Schultern der Beschäftigten abgeladen werden darf, sondern dass es gesetzliche Regelungen dafür benötigt.


Betriebliche Ebene und Rolle der BetriebsrätInnen

Ein zentrales Ergebnis ist die Multiplikatoren-Rolle der BetriebsrätInnen, welche den ökosozialen Strukturwandel in die Betriebe tragen sollen. Dabei ist die stärkere Einbindung der Beschäftigten in Aktionen zum Thema Klimawandel essenziell. Damit BetriebsrätInnen diese Rolle wahrnehmen können, braucht es das richtige Handwerkszeug. Ein Fragenkatalog für den Betriebsrat um wichtige Informationen rund um die Dekarbonisierung aus den Wirtschaftsgesprächen zu erhalten oder Vorschläge für Maßnahmen, die in einer Betriebsvereinbarung zum Thema Klimawandel abgeschlossen werden könnten, wurden hier als Beispiele genannt.


Wie geht es weiter?

 

In allen Arbeitsgruppen wurde deutlich begrüßt, dass die GPA sich dem Thema aktiv widmet und es öffentlich zum Thema für Gewerkschaften macht. Denn nur wenn wir über die Betroffenheiten der Betriebe, Auswirkungen auf Arbeitsplätze und unsere Gestaltungsspielräume öffentlich reden können wir die Ängste der Betroffenen nehmen und sie zu GestalterInnen des Wandels machen. Nächste Themenschwerpunkte werden Arbeitskräfte- und Qualifizierungsbedarf sowie der Zusammenhang von Wohlstand, Wachstum und Ressourcenverbrauch sein.

Veranstaltungs-Aviso: Am Dienstag den 6.12. werden wir mit Inputs und Praxisbeispielen vom AMS Niederösterreich, dem WAFF und der Umweltstiftung das Thema Arbeitskräftequalifizierung- und Ausbildung bearbeiten.