Wie muss gesunde Arbeit gestaltet sein, um Gleichstellung zu erreichen?
Das war der Kongress für Frauengesundheit am Arbeitsplatz
Am 30. September 2024 fand im Bildungszentrum der AK Wien der "Kongress für Frauengesundheit am Arbeitsplatz", veranstaltet von der Gewerkschaft GPA-Frauen in Kooperation mit der AK Wien, statt. Die Teilnahme von rund 270 Betriebsrät:innen ist ein deutliches Zeichen dafür, wie relevant und drängend das Thema Frauengesundheit in der Arbeitswelt ist und dass viele Betriebsrät:innen entschlossen sind, sich aktiv für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Frauen einzusetzen.
Sandra Steiner, Bundesfrauenvorsitzende der GPA, eröffnete den Kongress mit einem klaren Appell: „Frauengesundheit ist kein Randthema, sondern eine soziale und politische Forderung, die untrennbar mit den Arbeitsbedingungen und der Bewertung von Arbeit verknüpft ist. Die gesundheitlichen Folgen schlechter Arbeitsbedingungen, unfairer Bezahlung und fehlender Anerkennung treffen Frauen besonders hart – und das darf nicht länger hingenommen werden!“
Korinna Schumann, ÖGB-Bundesfrauenvorsitzende und Vizepräsidentin des ÖGB, unterstrich in ihren Grußworten die Dringlichkeit, das Thema „Frauengesundheit am Arbeitsplatz“ verstärkt in den Mittelpunkt zu stellen und betonte, dass die Mitbestimmung der Betriebsrät:innen von entscheidender Bedeutung sei, um nachhaltige Verbesserungen für die Gesundheit und Arbeitsbedingungen von Frauen zu erreichen.
Barbara Teiber, Vorsitzende der GPA und Vizepräsidentin der AK Wien, betonte in ihrem politischen Ausblick, dass die Herausforderungen, mit denen Frauen in der Arbeitswelt konfrontiert sind, strukturelle Veränderungen erfordern. Sie rief zu einem stärkeren politischen und gesellschaftlichen Bewusstsein für die Themen Frauengesundheit und Gleichstellung auf.
Daran knüpfte die Keynote von Barbara Blaha, Direktorin des Momentum Instituts, an. Sie machte deutlich, dass unsere Gesellschaft und Arbeitswelt nach wie vor stark von männlichen Strukturen dominiert wird – was Frauen sowohl gesundheitlich als auch ökonomisch benachteiligt. Hier kommst du zu den Folien der Keynote.
Ein weiterer Fokus des Kongresses lag auf der ökonomischen Ungleichheit und deren Auswirkungen auf die Gesundheit von Frauen. Christiane Mörth und David Mum verdeutlichten in ihrem Beitrag, wie eng soziale und finanzielle Aspekte mit der körperlichen und psychischen Gesundheit verbunden sind. Hier kommst du zu den Folien.
In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Expertinnen Miriam Hufgard-Leitner (Gendermedizinerin, MedUni Wien), Johanna Klösch (Arbeitspsychologin, AK Wien) und Martina Zandonella (Sozialwissenschaftlerin, Foresight Institut) über die enge Verbindung zwischen körperlicher und mentaler Gesundheit im Betrieb und der Gleichstellung von Frauen. Sie betonten, dass eine gesunde Arbeitsumgebung nur erreicht werden kann, wenn sowohl bezahlte als auch unbezahlte Arbeit neu bewertet wird. Besonders gingen sie auf die spezifischen Belastungen in frauendominierten Berufsfeldern ein und forderten eindringlich, dass Frauengesundheit endlich in den Fokus rücken muss.
Im Anschluss gaben Silvia Igumnov (Betriebsrätin, AVS), Christiana Jankovics (Betriebsrätin, ORF) und Didem Strebinger (Betriebsrätin, Austrian Airlines) und Sabine Grossensteiner (Betriebsrätin, Billa AG) Einblicke in die betriebliche Praxis: Die Diskussion umfasste nicht nur die spezifischen Belastungen in den Bereichen Handel und Pflege, sondern auch die generellen Hürden, mit denen Frauen am Arbeitsplatz konfrontiert sind. Die Betriebsrätinnen erörterten, wie Gleichstellung in Betrieben vorangetrieben werden kann, und sprachen über mögliche Ansätze, um die Arbeitsbedingungen für Frauen zu verbessern, aber auch die Herausforderungen, denen man dabei begegnen kann. Dabei wurde deutlich, dass es entscheidend ist, die unterschiedlichen Herausforderungen in verschiedenen Branchen zu verstehen und gezielte Maßnahmen zu entwickeln, um die Gleichstellung und Gesundheit von Frauen in der Arbeitswelt zu fördern.
Ein zentrales Thema des letzten Inputs war die finanzielle Gesundheit, insbesondere die Maßnahmen, die auf gewerkschaftlicher bzw. Kollektivvertragsebene umgesetzt werden können. Die KV-Verhandlerinnen Eva Scherz (SWÖ) und Veronika Arnost (Handel) erörterten, welche Strategien notwendig sind, um die Gesundheit am Arbeitsplatz zu fördern und wie spezielle Kollektivvertragsforderungen in der Sozialwirtschaft und im Handel gestaltet werden sollten. Dabei wurde betont, dass die Sicherstellung von fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen eine entscheidende Rolle spielt, um Gleichstellung im Berufsleben voranzutreiben. Robin Perner von der Grundlagenabteilung hob hervor, dass finanzielle Bildung zwar eine wichtige Grundlage für informierte Entscheidungen ist, und betonte, dass wir in Österreich in diesem Bereich bereits gut aufgestellt sind. Dennoch stellte er klar, dass individuelle Verantwortung alleine strukturelle Probleme sicher nicht lösen wird können. Die EU-Lohntransparenzrichtlinie, die darauf abzielt, das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu verringern, könne je nach Umsetzung ein wirksames Mittel sein, um Einkommensgerechtigkeit zu fördern.
Die Veranstaltung endete um 16:30 Uhr mit einem kämpferischen Abschluss und Ausblick von Sandra Steiner, gefolgt von einem gemütlichen Ausklang und Get-together. Moderiert wurde der Kongress von Sonja Kato.
Der Tag bot wertvolle Einblicke und praxisnahe Beispiele zur Förderung der Frauengesundheit im Arbeitsumfeld und zeigte auf, wie wichtig es ist, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die Gleichstellung und Gesundheit fördern. Der Kongress war ein starkes Zeichen für die gewerkschaftliche Solidarität und den Kampf für bessere Arbeitsbedingungen und Gleichstellung!